Mein Dunkelmagier Cherus ist sehr unzufrieden mit den bisherigen Geschehnissen in Kysano und teilte mir seinen Unmut letzhin sehr deutlich mit. Ich fürchte, ich muss ihm bald mal wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis geben.
In einem großen Saal in der Schule der Dunkelmagier, ging der Großmagier Cherus wütend auf und ab und zeterte vor sich hin: „Man sollte doch meinen, sie würden mich mal in Frieden lassen. Was verlange ich denn schon groß? Die alleinige Weltherrschaft zu wollen, ist doch nun wirklich kein Verbrechen und doch stellen sie sich mir immer in den Weg. Kaum will ich mal ein bisschen Zerstörung anrichten, stehen auch schon die Lichtmagier wieder da und pfuschen mir ins Handwerk. Wie soll man denn da in Ruhe Chaos und Leid verbreiten?“
Cherus kickte wütend den Kopf eines eben verstorbenen Dunkelmagiers aus dem Weg und fuhr in seinem Monolog fort: „Da bin ich doch tatsächlich gezwungen, meine neuen Foltermethoden an meinen eigenen Leuten auszuprobieren, weil mir der Nachschub an Gefangenen fehlt. Ich meine, wenn man mich einfach mal machen lassen würde, hätte dieser junge Dunkelmagier hier seinen Kopf noch. Und dann bekomme ich auch noch schiefe Blicke von meinen Beratern, nur weil ich einige der weniger fähigen Dunkelmagier für das größere Wohl opfere.“
„Hey du, komm sofort her!“ Cherus hatte einen ängstlichen Dunkelmagier entdeckt, der versucht hatte, sich unbemerkt an ihm vorbei zu schleichen. „Räum den hier weg und bring mir wieder einen! Diesmal aber gefälligst einen, der ein bisschen was verträgt! Der hier hat ja kaum dreißig Stunden Folter ausgehalten. Unglaublich, wie verweichlicht diese jungen Magier heutzutage sind.“
Der angesprochene Dunkelmagier hielt die Augen unterwürfig gesenkt und nuschelte: „Natürlich, Cherus. Ich werde Euch einen bringen, der Euren Ansprüchen genügt“, und fragte sich dabei verzweifelt, wo er denn ein passendes Opfer hernehmen sollte.
„Das will ich hoffen, sonst bist du der nächste und jetzt verschwinde!“ Cherus scheuchte ihn mit einer Handbewegung fort und widmete sich dann wieder seinem Selbstmitleid. „Und als ob mir die Lichtmagier und ihre Verbündeten das Leben nicht schon schwer genug machen würden, nerven mich seit heute auch noch die idiotischen Hüter des Weltenwetters. Haben die doch tatsächlich die Stirn mich der Regelverletzung zu beschuldigen. Mich! Den Großmagier aller Dunkelmagier und zukünftigen Alleinherrscher von Kysano! Und das nur, weil der unerlaubte Eingriff ins Wettergeschehen in meinem Gebiet geschah. Wie wenn ich Zeit für so was hätte. Ich habe nun doch wirklich genug andere Probleme. Wie zum Beispiel diese beschissene Prophezeiung, die den Lichtmagiern immer einen Vorsprung gewährt. Jedes Mal bekommen sie die nötigen Informationen einen Tick früher als ich und sind mir so immer einen Schritt voraus.“
Der Großmagier hatte sich so richtig in Rage geredet und verteilte mit jedem Wort mehr dunkle Energie im Raum. „Und überhaupt müsste doch auch den absolut hirnlosen Hütern des Weltenwetters klar sein, dass ich, wenn ich das gewesen wäre, den Blitz so gestaltet hätte, dass er nicht auf mich und meine Leute hinweist. Für wie dumm halten die mich denn eigentlich? Es ist doch total offensichtlich, dass diese Übertretung vom Möchtegern-Großmagier Lestre und seinen verdammten Verbündeten ausgeführt wurde! Aber nein, als ich dies den Hütern sagte, hieß es nur, das sei nicht möglich, weil der Blitz dunkelmagisch gewesen sei. Es ist immer dieselbe Leier. Lestre, seine Lichtmagier und überhaupt alle hellen Magier sind gut, bla, bla, bla … So ein verdammter Scheiß, die haben doch keine Ahnung! Und ich darf diese total verdummten Wetterhüter noch nicht mal töten, weil sie tabu sind. Unglaublich! Das macht mich doch schon wieder total wütend!“
Cherus holte aus, ließ in seiner Hand einen Ball aus dunkler Energie entstehen und schleuderte ihn aus dem Fenster, wo er einen nichtsahnenden Dunkelmagier traf und auf der Stelle tötete. Der Großmagier schnaufte genervt auf, als er den entsetzten Aufschrei einer Dunkelmagierin hörte. Anscheinend hatte er jemanden getroffen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Jetzt durfte er sich auch noch mit seinen Beratern rumschlagen, die ihm vorsichtig erklären würden, er müsse sich zurückhalten und dürfe nicht wahllos mit tödlichen Energiebällen um sich werfen. Ha! Er warf mit so vielen Todesbällen wie er wollte und wenn es seinen Beratern nicht passte, würde er seine neuen Folterideen mal an einem von ihnen ausprobieren!
© 2017 Beatrice Hiu
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