Die Freuden und Leiden des Selfpublishing

Es ist schon wieder eine Weile her, seit ich meinen letzten Beitrag geschrieben habe, aber heute schaufle ich mir einfach ein wenig Zeit frei. Ihr fragt euch vielleicht, wieso ich denn so knapp an Zeit bin. Schliesslich habe ich genau wie ihr 24 Stunden täglich, um alles zu erledigen und das sollte doch reichen. Würde es wahrscheinlich auch, wenn ich nicht Selfpublisherin wäre. Erklärung gewünscht? Dann müsst ihr weiterlesen und keine Angst, dies ist kein Jammerbeitrag.

 

Uns Selfpublishern kurz auch SPler genannt, haftet leider immer noch ein schlechter Ruf an. Viele Leser sind immer noch der Meinung wir liefern schlechte Qualität ab. Leider stimmt das zum Teil, denn heute kann wirklich jeder ein eBook hochladen. Amazon kümmert sich nicht darum, ob das hochgeladene Buch qualitativ gut ist, der Plot stimmt, es Logikfehler hat oder übersät mit Rechtschreibe- und Grammatikfehlern ist. Bei der grossen Menge an Büchern, die täglich neu bei Amazon dazukommen, ist es natürlich verständlich, dass keine derartige Qualitätskontrolle durchgeführt werden kann, ich wünschte mir aber manchmal es wäre anders. Ich wünschte mir, es gäbe so etwas wie ein Prädikat, das neben dem Buchtitel erscheint, das da etwas sagt wie ‚qualitativ für gut befunden‘. Dies würde einem potenziellen Leser die Sicherheit geben kein eBook zu kaufen, das voller Fehler ist und würde unsorgfältig arbeitende Spler vielleicht positiv beeinflussen. Und wenn es dann weniger qualitativ schlechte Bücher von SPlern gäbe, würde das unseren Ruf verbessern und wir, die wir uns bemühen bestmögliche Qualität abzuliefern, würden nicht mehr in diese SP = schlecht Schublade gesteckt werden.

NB: Es gibt auch qualitativ sehr schlechte Bücher von namhaften Verlagen, was meiner Meinung nach noch schlimmer ist.

 

Nun aber zurück zu meinem Zeitproblem, das ich als SPlerin, die um Qualität bemüht ist, habe. Ich schreibe. Ich schreibe gerne. Eigentlich ist es mein Traum, schnellstmöglich vom Schreiben zu leben, aber das ist vorläufig eben genau das, ein Traum. Um vom Schreiben leben zu können, müsste ich nämlich mehr schreiben, mehr veröffentlichen und genau dafür fehlt mir die Zeit. Wieso das so ist? Weil es mit dem Schreiben leider nicht getan ist. Man sollte meinen, das Schreiben sei die grösste Arbeit des Autors, dem ist aber nicht so. Diese Feststellung gilt übrigens meiner Meinung nach für Autoren mit und ohne Verlag, wobei die ohne Verlag etwas stärker belastet sind. Wieso? Einfach weiterlesen.

 

Als Spler ist man für alles selbst zuständig. Das ist natürlich einerseits klasse, denn niemand redet einem rein, was den Plot, den Buchtitel, das Cover und das Veröffentlichungsdatum betrifft. Man ist total frei in allem und das ist einer der Gründe, weshalb ich das Selfpublishing liebe.

 

Andererseits ist man aber eben für alles selbst zuständig. Ja, ich weiss, das hatten wir bereits als positiven Aspekt, wieso jetzt also hier nochmal unter den negativen Dingen? Selbst zuständig heisst eben auch, du musst alles selbst herausfinden, erledigen und finanzieren.

 

Zum Beispiel muss man entweder jemanden für die Covergestaltung finden oder es je nach Begabung selbst machen, was entweder Zeit- oder Geldaufwand bedeutet. Ich habe mein erstes Cover aus finanziellen Gründen selbst gemacht, habe aber schnell gemerkt, meine dahingehende Begabung hält sich sehr in Grenzen. Deshalb habe ich die Cover von jemandem, der darin sehr viel besser ist, neu gestalten lassen. Das Resultat ist qualitativ Welten von meinem ersten Cover entfernt und dafür habe ich gerne etwas Geld ausgegeben.

 

Ausserdem braucht man jemanden für das Lektorat. Zwingend. Ganz egal, wie begabt man ist, ob man eine 1 (oder bei uns in der Schweiz eine 6) in Deutsch hatte, die beste Freundin/der beste Freund ein Deutschgenie ist oder was auch immer, es reicht nicht. Ein gutes Lektorat macht viel mehr, als nur Offensichtliches zu korrigieren. Es schaut nach Plot- und Logikfehlern Ausschau, verbessert den Schreibstil und hinterfragt alles. Ein gutes Lektorat (wie ich es habe) ist Gold wert.

Wenn das Manuskript vom Lektorat zurückkommt, stehen da Kommentare wie ‚Das verstehe ich nicht‘, ‚Das musst du besser erklären‘, ‚Wo ist die Beschreibung?‘, ‚Das ist unlogisch‘ oder auch ‚Sehr schön geschrieben‘. Und dann heisst es überarbeiten, korrigieren und dann erneut ins Lektorat. Dieser Durchlauf wird so oft wiederholt, bis wir mit dem Resultat zufrieden sind. Das heisst übrigens nicht, dass das Buch dann absolut fehlerfrei ist. Das Buch ohne Fehler ist ein Mythos.

Klar macht meine Lektorin das nicht gratis, aber wie bei den Covern gebe ich dafür gerne etwas Geld aus, weil es die Qualität meiner Bücher verbessert.

 

Was zeitlich und finanziell auch nicht unterschätzt werden darf, ist das leidige Thema Werbung. Wo? Wie oft? Wann? Wie? Mit diesem Thema könnte man wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen. Ich persönlich mache Werbung auf Facebook und Twitter und versuche dabei ein für die anderen User erträgliches Mass einzuhalten. Von Zeit zu Zeit buche ich auch mal bezahlte Werbung bei verschiedenen Anbietern, aber das eigentlich nur, wenn ich eine Aktion laufen habe.

Ich wechsle beim Werben ab zwischen Collagen Marke Eigenbau und Textschnipseln, die ich mehr oder weniger täglich poste. Ausserdem habe ich eine Autorenseite (eben die, auf der ihr jetzt seid) und bin auch auf Instagram aktiv. Müsste ich mehr machen? Vielleicht. Wahrscheinlich. Keine Ahnung. Ich mache es einfach so, wie es sich für mich richtig anfühlt und es mein Zeit- und Geldrahmen zulässt.

Ach ja, noch etwas zu diesem Thema. Mir ist durchaus klar, dass das Problem mit der Werbung auch viele (Neu-)Autoren mit Verlag betrifft. Die meisten Verlage bewerben nur ihre Zugpferde und nicht den (noch) unbekannten Autor, den sie neu aufgenommen haben.

 

Und dann spielen beim Zeitmanagement auch noch die Präsenz auf den verschiedenen Social Media Kanälen, das Pflegen der Autorenseite, der Kontakt mit den Lesern und Autorenkollegen und das Erstellen von interessanten Beiträgen eine Rolle. Diese Aktivitäten machen meistens Spass und sind wichtig, aber sie sind ganz klar die grössten Zeitfresser in meinem Autorenleben.

 

Trotz des engen finanzielle Rahmens in dem ich mich bewege, habe ich mich übrigens dazu entschieden, meine Bücher ins Englische übersetzen zu lassen. Verrückt, ich weiss. Wieso ich das tue? Weil ich selbst sehr gerne englische Bücher lese und auch viele Leute kenne, denen es gleich geht. Und ganz ehrlich, weil es einer meiner Träume ist, meine Bücher auch auf dem englischen Markt anzubieten. Ob es was bringt? Keine Ahnung, aber ich will niemals denken müssen ‚Wieso habe ich das nicht versucht‘. Jedenfalls liegt das Manuskript von Band 1 bereits bei meiner Übersetzerin und ich warte ungeduldig.

 

Nun zurück zum Thema Zeit. Neben dem Schreiben und den oben beschriebenen Aktivitäten habe ich noch einen Brotjob und eine Familie. Da ich weder den Brotjob, noch die Werbeaktivitäten in die Nacht hinein verschieben kann und ich auch meiner Familie tagsüber Zeit widmen möchte, schreibe ich meist am Abend ab ca. 22 Uhr oder zwischendurch, wann immer ich mir etwas Zeit stehlen kann. Deshalb vernachlässige ich meinen Blog manchmal sträflich oder es geht mal einen Tag oder auch zwei bis ich euer Mail oder eure PN beantworte. Nehmt mir das bitte nicht übel. Ich bemühe mich, alles immer so schnell wie möglich zu erledigen, aber manchmal bleibt eben trotzdem etwas liegen.

 

Ein Autor (ich weiss leider nicht mehr welcher) sagte einmal, das Schreiben mache neben allem anderen nur 20% seines Zeitaufwandes aus. Bevor ich veröffentlicht hatte, hielt ich das für übertrieben, muss ihm aber jetzt zustimmen.

 

Fazit: Ich habe, seit ich Autorin bin ein Zeitproblem. Ist das ein Grund aufzuhören? Auf keinen Fall. Ich liebe es zu schreiben, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen und meine Leser in fremde Welten zu entführen. Ich liebe mein Leben als Autorin und Selfpublisherin. Ich habe riesigen Spass daran, das alles auf die Reihe zu kriegen und für jedes Problem eine Lösung zu finden. Ich möchte es auf keinen Fall mehr missen und könnte mir nie im Leben vorstellen, freiwillig damit aufzuhören. Ich bin Autorin und Selfpublisherin und ich bin stolz darauf.

 

Falls es euch interessiert, wer meine Lektorin und meine Cover-Designerin sind, schaut ins Impressum meiner Bücher. Sie leisten beide tolle Arbeit und ich empfehle sie gerne weiter.

 

Wie denkt ihr darüber? Was können Selfpublisher besser machen? Lest ihr überhaupt Bücher von Selfpublishern? Habt ihr Ideen und Anregungen für uns Autoren? Ich bin gespannt auf eure Kommentare.